Der einmillionste Porsche 911

2023-03-01 11:44:05 By : Ms. Cecy Yan

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Da geht`s lang: Der Porsche 911 Turbo S von heute. Es gibt 20 verschiedene 911-Typen, die Preise reichen von 97.921 bis 21.823 Euro. Bild: Porsche

An diesem Donnerstag wird der einmillionste Elfer von Porsche gebaut und gefeiert. Es ist nur eine Zahl. Doch sie steht symbolisch für die unaufhaltsame Karriere dieses Sportwagens.

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D ie Mutter auf der Sechskantschraube war schon etwas abgearbeitet. Sie musste dennoch gelöst werden, um das Getriebegehäuse um wenige Millimeter anzuheben. Die kaum sichtbare Verwindung hatte nach der Überwindung der Alpen das Getriebe fast ausgeknockt. Es ließ sich nur noch der dritte von fünf Gängen einlegen. Deshalb hatten wir das Auto in Rom in einer Werkstatt, deren Räume direkt in den Tuffstein geschlagen waren. Es war sauber auf dem festgetretenen Boden, die Mechaniker waren gut gekleidet, also ölverschmiert, doch es waren flinke, hilfsbereite Kerle mit langen Haaren, und es roch um die Mittagszeit wunderbar nach Tomaten-Sugo mit Oregano und einem feinen Hauch von frischer Minze.

Das kam von der Trattoria gegenüber, wo wir uns stärkten für den letzten Angriff auf die zu lösende Mutter der Sechskantschraube. Denn es lag öliger Staub darauf, Korrosion war mit im Spiel, der Maulschlüssel hatte schon bessere Tage gesehen, und der neuere Ringschlüssel saß auf der anderen Verbindungsseite fest auf dem Kopf der Schraube. Als sich die Mutter doch löste, konnten die aufgeschlagenen Knöchel an der rechten Hand versorgt werden.

Kein Gefühl auf der Welt ist besser für einen Mann, als mit blutigen Knöcheln unter dem Motor eines wunden Porsche 911 in einer fremden Werkstatt endlich eine vitalwichtige Mutter gelöst zu haben. Nun gut, die Spaghetti und der billige Chianti aus der mit Bast umwickelten Flasche waren auch köstlich. Und die Begeisterung des Beifahrers mit den Beinen bis zu den Ohren wurde gerne zur Kenntnis genommen.

Wir hatten den damals schon alten Porsche bei Freunden ausgeliehen, um damit nach Süden zu fahren. Es war eines der ganz allerersten Exemplare, die für Probefahrten an Menschen vergeben wurden, die nicht zum innersten Kreis des Werks gehörten. Das war Mitte der 1960er Jahre, und der erste Elfer war damals noch ein Null-Einser. Im Oktober 1964 hatte Porsche seinen Typ 901 auch auf dem Automobilsalon in Paris vorgestellt und damit die Aufmerksamkeit von Peugeot geweckt. Ernsthaft und humorlos, wie Franzosen sein können, verwiesen sie die Schwaben auf ihre längst genutzte dreistellige Modellbezeichnung mit der Null in der Mitte. Porsche entschied rasch mit schwäbischer Intuition: Statt des unhandlichen 901 erschien 911 viel griffiger und geschmacklich angenehmer, es lag der Duft des Zwiebelrostbratens in der Luft. Porsche selbst führte die Chiffre 911 erst Mitte November 1964 ein, als 901 entstanden 82 Exemplare. Der von uns nach Süden gerichtete Porsche war irgendwie einer aus dieser ersten Serie. Nach seiner Rückgabe verloren wir die Beifahrerin der Süden-Expedition, die Freunde und das Auto aus den Augen, aber die Faszination Elfer hat uns nicht mehr verlassen.

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Dieser erste Elfer war, unter uns gesagt, von einer herrlichen technischen Unvollkommenheit. Eine Eigenschaft, die über viele Jahre hinweg den Charakter des wichtigsten Modells dieses Herstellers von Sportwagen prägte. Nach wie vor sind SUV wie der Cayenne für viele Freunde der Marke ziemlich irritierend. Vollkommen war allerdings von Anfang an die schlicht-ergreifende und überhaupt nur so vorstellbare Form, die ungestörte Körperlichkeit und die menschlichen Dimensionen des 911. Und die Technik schien, wenn man sich nicht in die Tiefen der Innereien von Fahrwerk und Motor versenkte, begreifbar. Die Botschaft des 911 war damals: Ein Sportwagen für den Alltag, der Typ 356 und damit der VW Käfer waren noch anwesend, aber der Elfer wuchs sich zu einem anderen Kaliber aus. Seine Ur-Eigenschaft war die einer Sechskantschraube, die man selbst lösen und fixieren konnte. Und dann lief die Karre wieder. Diesen Begriff trauen wir uns nicht mehr zu verwenden, wenn es um die neueren Hightech-Elfer und die unaufhaltsame Karriere dieses Sportwagens geht. Am Donnerstag, den 11. Mai 2017, wird der einmillionste Elfer gebaut und gefeiert werden.

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An diesem Donnerstag wird der einmillionste Elfer von Porsche gebaut und gefeiert. Es ist nur eine Zahl. Doch sie steht symbolisch für die unaufhaltsame Karriere dieses Sportwagens.

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